Gerd Brendel im Theatermagazin Rang 1 auf Deutschlandfunk Kultur:
Audiodatei zum Nachhören hier...
Es sind vor allem selten oder so gut wie nie gehörte Stimmen, die hier zu Wort kommen und zu uns sprechen. Zum Beispiel als verwirrter Alien, aber auch ein schwuler Florentiner aus der Renaissance ist dabei. Zu hören gab es schon die Stimme einer Gefängnisinsassin, einer Pflanze oder gleich der eigenen Seele (…) Um den Glauben und seine Kraft soll es bei der diesjährigen Ausgabe des Monolog-Festivals gehen. I want to believe. Ich will glauben, lautet das Motto. Nur, um in der Welt da draußen die Hoffnung nicht zu verlieren, braucht es schon einen Glauben, der Berge versetzen kann. (Doch) die Chancen, hier ein paar Seelenverwandte auf der Bühne oder im Publikum zu finden, stehen nicht schlecht.
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Tom Mustroph in der TAZ...
Das Monologfestival im Berliner TD wartet in angstbesetzten Zeiten mit einer Prise skeptischem Optimismus auf. Der Glaube ist heutzutage vielen Menschen abhandengekommen. Als geradezu avantgardistisch darf man daher bewerten, dass die Kurator*innen des Monologfestivals im TD nicht weiter den kritischen Klageton über den Verfall anschlagen, wie er seit Jahren zum Grundrauschen der darstellenden Künste gehört. Unter dem Motto „I want to Believe“ werden vielmehr positive Kräfte mobilisiert. (…) Das Monologfestival eröffnete mit seinem diesjährigen Motto hauchzart einen Handlungshorizont.
Mariann Yar vom Doris Crea Kollektiv etwa wurde in der Traumzone des Science Fiction-Genres fündig. Akte Ich – Ein Alien starrt zurück versucht über das gefühlige Akzeptieren von Anderen wie in Marke „Akte X“ hinauszugehen und lässt Wut als durchaus positive Kraft zu.
Bei den Schöpfungsmythen der Maya dockt hingegen das KMZ-Kollektiv an. Hier hält der Mais selbst einen Monolog (darüber) wie zerstörerisch die industrielle, auf genetisch verändertem Mais beruhende Agrarwirtschaft unserer Tage so ist. Und: Popcorn (führt) ganz charmant die Regeln des Monolog-Genres ad absurdum.
Ganz zarte Fäden spann (das) Performancekollektiv Markus&Markus zu einer Frau namens Maureen (in Take Care & Stay Safe). Sie steckt in den USA im Gefängnis, ist zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. (...) Es ist ein berührender Versuch, Distanzen zu überwinden: geografische über den Ozean hinweg, auch die Grenzen zwischen dem Innen und Außen der Knäste.
...und Theater der Zeit:
In Angelaland von Juliane Hendes (Text) und Romy Rexhäuser (Bühne und Kostüme) versuchte Performerin Jaëla Probst die positiven Energien ostdeutscher Herkunft ausgerechnet bei Angela Merkel zu finden. (...) Merkel wurde denn auch in Abgrenzung zur männlichen Politikergilde aus dem alten Westen vor allem als skurriler Underdog mit brandenburgischer Sturkopfattitüde gezeichnet. Verblüffend war, auf welche Sympathie das im Publikum stieß.
Das Monologfestival setzte in Zeiten zunehmender Polarisierung immerhin ein Zeichen für ein Innehalten. Da war es dann auch nur konsequent, dass dem Festival „Osten“ aus der Industrieregion Bitterfeld-Wolfen, das den Osten Deutschlands als Transformationsraum in viele Richtungen begreift, ein prominenter Platz eingeräumt wurde. Wer doch noch nicht den Glauben verloren hat, konnte seine Anschlussgemeinde im TD finden.